Der Wolf: Jäger zeigen Politik und Umweltverbänden den Stinkefinger

Im 21. Jahrhundert hat der Wolf in Deutschland schon eine interessante Geschichte durchlebt. Schon 1996 tauchte der erste Wolf auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in der Muskauer Heide auf. Damals nahm die Öffentlichkeit kaum Notiz und der Entdecker musste sich vorwerfen lassen wohl doch nur einen großen Hund gesehen zu haben. Am 25. Januar 2000 berichtete dann die Berliner Zeitung von Trittsiegeln (wörtlich Pfotenabdrücken) im Schnee. Diese wurden am Uferschilf des Wotzensee in Brandenburg gefunden. Zu dem Zeitpunkt hatte das Wolfspaar in der Oberlausitz schon die ersten Welpen gezeugt. Im allgemeinen gilt das Jahr 2000 offiziell als Jahr der Rückkehr der Wölfe in Deutschland.

Jahrhunderte lang als Bestie verteufelt und vor inzwischen mehr als 130 Jahren in Deutschland ausgerottet. Nun war der Wolf zurück. Das wurde allerorts gefeiert. In Berlin und Brandenburg überschlugen sich die Zeitungen förmlich. Hit Herzchen und süßen Tierfotos wurde der Wolf „begrüßt“ und seine Rückkehr gefeiert. Die Erinnerungen an Märchen mit dem bösen und gefräßigen Wolf waren vergessen.

Ich kann mich noch sehr gut an eine Diskussion am Hubertustag im Jahr 2000 erinnern. Mit einem Förster aus einem Forstamt in Sachsen haben wir zu dritt über den Wolf philosophiert. Ausrottung, Rückkehr, Reproduktionszahlen, die Stellung der Naturschutzverbände bzw. der selbsternannten Wolfsschützer und -experten. Mein Fazit war damals: „Die Lage wird kippen. Wenn die Jäger schlau sind dann halten sie sich zurück und zeigen den „grünen“ bei Zeiten den Stinkefinger“.

Nun, die Lage ist gekippt. Der Wolf ist, genauso wie Eisbär Knut, ein Raubtier und kein Kuscheltier. Noch 2012 hat „Die Welt“ in diesem Artikel beschrieben, dass vom Wolf “nur in seltenen Fällen eine Gefahr für Schafe, Ziegen und andere Nutztiere ausgeht”. Schließlich besteht die Nahrung zu fast 97% aus Wild und nur zu einem Prozent aus Nutztieren. In weitläufigen Naturwäldern ist das sicher auch so. Inzwischen hat der Wolf gelernt, dass Schafe lecker sind und sich, anders als Wildschweine, nicht wehren.

Der Leitwolf GW717m ist wohl jedem, der sich mit Wölfen beschäftigt, ein Begriff. Plötzlich ruft selbst der NABU nach dem „bösen Jäger“. Die Probleme mit dem Wolf sollen mit der Büchse ausgeräumt werden. Dabei sind diese Probleme vermutlich „hausgemacht“. GW717m ist auf einem Truppenübungsplatz aufgewachsen. Er wurde vermutlich von Soldaten und Naturschützern gefüttert und 1000fach fotografiert. Er ist somit an Menschen gewöhnt und kann einschätzen, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) möchte die rechtlichen Weichen jetzt so stellen, dass der Abschuss von Wölfen einfacher wird. Seiner Aussage nach ist es kaum möglich einen bestimmten Wolf zu identifizieren. Lies sagt: Man muss darüber nachdenken, die Erlaubnis zum Abschuss ohne individuelle Zuordnung zu ermöglichen. “Es geht nicht darum, das ganze Rudel auf einmal zu entnehmen, sondern einzelne Tiere, um danach zu sehen, ob sich die Situation damit verbessert”. Das klingt für mich so als würde er sagen: „Liebe Jägerin, lieber Jäger, du siehst ein Stück Rotwild – schieß es tot und schau dann einmal ob es Tier, Kalb oder Hirsch war“. So ein Nonsens! Aus Mecklenburg-Vorpommern klingt es ähnlich. Dort würde man am liebsten so vorgehen: Steht ein Rudel unter Verdacht vermehrt Nutztiere zu reißen möchte man so lange Wölfe aus diesem Rudel erlegen lassen bis keine Schafe mehr sterben.

Der Leitwolf GW717m ist schlau, die Niedersächsischen Jäger sind es offenbar auch und die Natur hilft ein bisschen. Mal ist es zu nass und dann wieder zu trocken um Fährten richtig lesen zu können. Fakt ist: Seit drei Monaten ist der Abschuss genehmigt und der Wolf lebt noch. Die Wolf-Schützer, die durch Wald und Wiesen laufen um den Wolf vor den Jägern zu vertreiben vergessen bei all ihrem Eifer, dass sie gerade jetzt im Frühjahr mit ihrer Anwesenheit viel Schaden unter den Wildtieren anrichten weil sie die Aufzucht des Nachwuchses stören.

Unter einigen Jägern geht Angst um. Angst um das eigene Leben, um die Familie und das Eigentum. Es werden Hochsitze angesägt und Drohungen ausgesprochen. Die Fronten zwischen den Jägern, die helfen wollen und den Wolf-Schützern sind verhärtet. Viele Jäger wollen GW717m aber gar nicht erlegen. Sie wollen ein Zeichen setzen und aufzeigen, dass die Jagd so viel mehr ist als mit einer Waffe durch den Wald zu rennen.

Unser Minister Olaf Lies (SPD) sagte gegenüber dem NDR: “Wir brauchen eine Grundlage dafür, dass uns die Revierinhaber, die Jagdpächter, die Jäger vor Ort als Partner zur Verfügung stehen”. Sein Ministerium will deshalb prüfen, “inwieweit wir rechtliche Möglichkeiten haben, die Jäger in diese Rolle zu versetzen”. Im Klartext bedeutet das: Die (Landes-) Regierung möchte uns Jäger zum Handeln verpflichten!

Es kommt genau so wie befürchtet. Obwohl Rotkäppchen und die Großmutter noch wohl auf sind muss der Wolf weg. Als ausführendes Organ sollen die Jägerinnen und Jäger verpflichtet werden. Wir sind ehrenamtliche Naturschützer und keine Handlanger falscher Politik! Wir opfern einen wesentlichen Teil unserer Freizeit und viel Geld dafür, dass es den wildlebenden Tieren (egal ob sie jagdbar sind oder nicht) gut geht. Dabei kümmern wir uns auch um Flora und Fauna. Wir sind keine schießwütigen Genossen, die das Blut der armen Kreaturen sehen wollen.

Liebe Politiker und liebe Wolf-Schützer. Ihr habt den Wolf in Deutschland haben wollen. Jetzt wird er euch überdrüssig und ihr ruft uns zur Hilfe? Nein! Seht zu wie ihr damit klar kommt. Solange ihr uns nicht etwas positiver seht oder uns wenigstens zuhört sind nur wenige von uns bereit zur Büchse zu greifen!

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